Aus der Presse.


Express / Düsseldorf vom 11/12. 7 .2009


Rekommandieren ist eine Kunst!

In Perfektion zu Erleben bei der Firma Schneider mit ihrem Power Tower 2, der dank seiner 66 Meter Höhe auch in der Straße 4 hinter der Bräurosl gut zu finden war...

Letzte Aktualisierung: Samstag, 1. Oktober 2005
© 2005 Ulrich Kleinpoppen - www.wiesnfotos.de


Mein Wiesntag

Der Rekommandeur Thorsten Oberbeckmann heizt am Freefall die Stimmung an.
Protokoll: Michael Schleicher

München 29.09.2003

Na, ich weiß ja nich. Noch mal rauf. Nützt ja nix. Höchster transportabler Freifallturm der Welt. Wollt Ihr noch einen? Ja? Darauf war ich doch vorbereitet. – Bei den Schaustellern heißt mein Beruf nicht Ansager, sondern Rekommandeur. Ich erzähle den Leuten, die Power-Tower fahren, was sie machen sollen, natürlich musst du die Leute auch irgendwie animieren einzusteigen. – Ja, Hallööchen. Da oben hört die Freundschaft auf. Wenn wir jetzt die Bremsen loslassen, fallen in Borneo die Kaffeesäcke reihenweise um, und in China bebt die Erde. Das machen wir gleich nochmal. Nützt ja nix. Mein Arbeitstag hat um 20 nach elf begonnen und ich arbeite bis 23.30 Uhr. Ich zähle die Fahrten nicht. Weil ich keine Beziehung zu ihnen habe. Das ist genauso mit den Leuten: Du arbeitest jetzt in diesem Augenblick mit ihnen, aber wenn sie weg sind, dann hast du sie auch gedanklich wieder vergessen. – Da geht noch was, ihr Teletubbie-Zurückwinker. Wie sieht’s denn aus bei Euch? Alles noch fit? Keiner spuckt, keiner sabbert, keiner tropft. Wunderbar. Da würd ich sagen, machen wir das doch gleich noch mal, oder? Und ganz schnell geht er noch mal rauf. 66 Meter, allright. Na, was ist denn los mit Euch? Nehmt schon den Fuß von der Bremse. Sind wir oben angekommen? An dieser Stelle haben wir Zeit für ein allseits beliebtes Power-Tower-Geschicklichkeitsspiel. Der Sieger gewinnt ne freie Fahrt in der Baggerschaufel: Wir öffnen mal kurz alle Sicherheitsbügel und Ihr tauscht dann den Platz mit Eurem linken Nachbarn. Sollte dabei irgendjemand herunterfallen, dann ist ganz klar, dann hat derjenige verlooooren. – Bei den Sprüchen versuche ich immer, fair zu bleiben. Die Leute wollen ihren Spaß und den sollen sie auch haben. Ich fahre übrigens auf jedem Platz mindestens ein Mal – damit ich den Leuten erzählen kann, was sie sehen.


Artikel aus dem Kirmes Journal, Ausgabe 6, September/Oktober 2003. v. Christoph Müller



Wolfsburg 2002

Mut zum gewollten Absturz
Wer in den Power Tower 2 steigt, braucht Vertrauen in Computertechnik

Von Daniel Puskepeleitis

Aus 66 Metern Höhe so rasant in die Tiefe zu schnellen, dass sich die Kehle zuschnürt und der Ma­gen gen selbige wandert, erfordert einiges an Vertrauen. Beim Power Tower 2 müssen die Fahrgäste vor allem Vertrauen in moderne Computertechnik haben - und in diverse Bremssysteme.


Schon aus weiter Entfernung ist der nach Betreiberangaben weltweit höchste transportable Frei-Fall-Turm im Allerpark zu sehen. In bunten Regenbogenfarben schimmert er in den Himmel. 32 Wagemutige ha­ben Platz in der Rundgondel, die rasch nach oben gezogen, rasant fal­len gelassen und dann ruckartig abgebremst wird. 7,5 Tonnen wiegt die Gondel, weitere 3 Tonnen dürften durch die Fahrgäste hinzukommen. Also gilt: Vor der Fahrt wird gewo­gen. „Nach dem Gewicht berechnet der Computer die Bremskraft", erklärt Rekommandeur Thorsten Oberbeckmann, einer der sechs Mitarbeitern der Firma Schneider.
Und dann geht es los: Zur Musik, die Weltraum-Assoziationen weckt, geht es empor. Mit einer Geschwin­digkeit von bis zu 14 Metern in der Sekunde geht es wieder runter.
Aus sieben Fahrprogrammen kann Ober­beckmann auswählen, die Gondel wie ein Jojo flitzen lassen und in der Geschwindigkeit variieren. Zwei Drahtseile halten das Gondel, zwei Motoren a 450 Kilowatt treiben die Seiltrommeln an. Bremsscheiben, deren Durchmesser l,50 Meter betragen, sorgen für ruckartigen Halt, unterteilt in aktive und passive Bremsen. Angetrieben wird die Attraktion von einer Strommasse, mit der zwei komplette Häuserzeilen versorgt werden könnten.
Doch was passiert, wenn just im Moment des gewollten Absturzes der Strom ausfällt? „Dann blockieren sämtliche Bremsen automa­tisch", erklärt der 31-jährige Rekommandeur. Und dann blieben drei Möglichkeiten. Erstens: Es ist schnellstens wieder Strom da, um die Gondel runterzuholen. Zweitens: Die Plattform wird in einer Notbergung per Hydraulik runterge­pumpt. Drittens: Die Betreiber rufen die Feuerwehr. „Bislang ist das aber noch nicht vorgekommen", lacht Oberbeckmann. Wäre auch beängstigend, denn der Allerpark ist erst der dritte Platz, auf dem der Turm aufgestellt wurde. Die Variante des Fahrgeschäftes, das im vergangenen Jahr in Wolfsburg zu sehen war, maß nur 60 Meter und wurde nach Spanien verkauft, um Rummelgästen dort die Erdanziehungskraft nahe und näher zu bringen.
Der Power Tower 2 gilt als der welt­weit größte transportable Turm.


Und ab dafür“

VOR ORT Der „Power Tower" rast mit 14 Metern pro Sekunde nach unten. Absturz mit Adrenalin-Kick ist nichts für schwache Nerven
Von Andrea Bergmann


HAMM 2000 • „Eigentlich bin ich nur wegen der schönen Aussicht hier oben", stottert der junge Mann neben mir. Hier oben - das sind 60 Meter über dem Stunikenmarkt. In einen gelben Plastiksitz gepresst, genießen wir den Blick über Hamm. Voller Angst, dass der „Power Tower" uns gleich sausen lässt - mit 14 Metern pro Sekunde senkrecht nach unten.
Es geschieht ohne Vorwarnung. Plötzlich rast die Gondel abwärts. Finger, die sich an den Bügeln festkrallen, wehende Haare, flatternde Beine und Schreie, Schreie, Schreie - dann sind wir endlich unten.
„Ihr dachtet wohl, ich hätte euch vergessen, was?", grinst Thorsten Oberbeckmann hinter dem Mikrofon, und während wir noch unsere Innereien sortieren, tönt seine schnoddrige Stimme aus den Boxen: „Und ab dafür!"
Das heißt, es geht wieder rauf. Und direkt im Anschluss wieder runter. Adrenalin pur.
Während die 32 Fahrgäste unten verschnaufen, „Noch mal!", rufen, mit den Beinen strampeln oder ein bleiches Gesicht machen, informiert der junge Schausteller: „Ich hab' grad mal geschaut, ihr seid zusammen 9706 Kilogramm schwer. Na ja, 7 500 Kilo wiegt allein die Gondel..."
Das tröstet nicht. Denn schon wieder katapultiert uns das verrückte Karussell in die Höhe, um uns dann -stufenweise - wieder fallen zu lassen. „Nächstes- Level: Jetzt ohne Festhalten. Man muss auch loslassen können im Leben", kommandiert Thorsten und heitert die etwas blasseren Besucher auf: „Die blonde Dame hat zwar keine Lust mehr, aber darauf können wir jetzt auch keine Rücksicht nehmen." Protestrufe von den „Power Tower-Rängen": „Und wie wir Lust haben!"
Zum Abschluss Thorstens Lieblingsgag: „So, das war's, alles aussteigen. Die Bügel öffnen sich...", leitet er ein und erntet erleichterte Blicke, „...wenn wir wieder oben sind! Los geht's!", setzt er diabolisch grinsend hinzu, und schon sind wir wieder auf der Spitze, am höchsten Punkt der Hammer Kirmes.